Bewerbung um Nordische Skiweltmeisterschaften 2033
Klares Votum des Marktgemeinderats für eine gemeinsame Bewerbung des DSV mit Oberstdorf um die Austragung der FIS Nordischen Ski Weltmeisterschaften 2033.
Oberstdorf ist bereit, die Geschichte des Wintermärchens fortzusetzen und sich als Wintersportort klar zu positionieren. Der erfolgreiche Tourismusort steht als erneuter Austragungsort einer FIS Nordischen Skiweltmeisterschaft (NWM) zur Verfügung.
Nach vorheriger Anhörung und Beteiligung aller maßgeblich am Oberstdorfer Wirtschafts-, Tourismus-, und Sportgeschehen beteiligten Organisationen, Verbände, Vereine und Institutionen hat sich der Marktgemeinderat in seiner öffentlichen Sitzung vom 17.12.2024 positioniert. Das Gremium entschied, dem Deutschen Skiverband ein klares Bekenntnis zu seiner Bereitschaft für eine gemeinsame Bewerbung mit dem DSV um die Ausrichtung einer weiteren NWM zu übermitteln.
Die Meinungsäußerungen, Stellungnahmen und Statements aller Beteiligten führten zu einem klaren und eindeutigen „Ja“, den bisherigen Satus Quo Oberstdorfs als einziger nationaler Austragungsort für FIS Nordische Skiweltmeisterschaften erhalten zu wollen.
Liebe Oberstdorferinnen und Oberstdorfer, gern zeige ich Ihnen die Beweggründe auf, die den Marktgemeinderat zu dieser strategischen Entscheidung geführt haben:
Warum jetzt und warum deutlich vor dem eigentlichen Bewerbungszeitfenster fünf Jahre vor dem Ereignis?
Dem DSV liegt bereits eine konkrete Bewerbungsabsicht aus dem Freistaat Sachsen vor, der sich mit Klingenthal und Oberwiesenthal um die Austragung von FIS Nordischen Skiweltmeisterschaften bemüht.
Damit gerät das Alleinstellungsmerkmal Oberstdorfs, der einzige, bewährte Partner des DSV für den Wettbewerb um die Austragung von Welttitelkämpfen in den nordischen Disziplinen, erstmals in Gefahr verloren zu gehen. Hier entsteht nationale Konkurrenz im Bestreben, neben Oberstdorf ein zweites nordisches Zentrum mit internationalen Wettkampfstätten zu etablieren. Dies hätte gravierende, negative Folgen.
Nach Bekanntwerden des Bewerbungsinteresses aus Sachsen erklärte ein DSV Vertreter im März 2024 öffentlich, dass es noch keine Positionierung gäbe, ob und wann mit welchem Standort sich der DSV wieder beim Weltskiverband (FIS) um die Ausrichtung von FIS Nordischen Skiweltmeisterschaften bewerben würde.
Der DSV verwies darauf, dass auch mit Oberstdorf ein WM-erfahrener Ausrichter bereit stünde, in dessen moderne Sportstätten und Infrastruktur viel Geld investiert wurde. Mit einer Entscheidung des DSV wird zu Jahresbeginn 2025 gerechnet.
Der nächste Kongress des Internationalen Skiverbands ist im Jahr 2026. Dort wird die Vergabe der FIS Nordischen Skiweltmeisterschaften für das Jahr 2031 erfolgen. Da in anderen Disziplinen bereits praktiziert, kann nicht ausgeschlossen werden, dass der FIS Council erneut eine Doppelvergabe vornimmt, das heißt, es könnten Austragungsorte für die Jahre 2031 und 2033 gewählt werden.
Warum geht es um weit mehr, als um die Austragung von Nordischen Skiweltmeisterschaften?
Für Oberstdorf mit seiner Kompetenz und Erfahrung bei der Austragung von Sportgroßveranstaltungen einschließlich der Weltcupdisziplin Skifliegen, ist es nach neun Bewerbungen seit 1983 und drei erfolgreich durchgeführten NWM 1987, 2005 und 2021 folgerichtig, nach dann 12 Jahren Abstand eine weitere nordische Ski WM in Oberstdorf zu veranstalten.
In Oberstdorf sind fünf Bundestützpunkte (Ski Alpin, Snowboard, Skicross, Curling und Eiskunstlauf) und ein Stützpunkt für die nordischen Disziplinen (Spezialsprunglauf, Nordische Kombination, Langlauf) angesiedelt.
Die ab 2019 getätigten Investitionen in die heute bestehende Sportinfrastruktur der beiden Stadien Orlen- Arena am Schattenberg und Nordic-Zentrum Oberstdorf/Allgäu im Ried von insgesamt 42,4 Mio. Euro, verpflichteten Oberstdorf zu einem weniger als 10%igen kommunalen Eigenanteil von 4,0 Mio Euro, den in gleicher Höhe auch der Landkreis Oberallgäu investierte. Über 90% der Investitionen, mit denen zwei komplett weltcup- und weltmeisterschaftstaugliche Sportstätten modernisiert bzw. errichtet werden konnten, sind von Bund und Land durch Fördermittel sowie durch die Nordische Skisport GmbH & Co. KG finanziert worden.
Warum geht das nicht ohne Fördermittel?
Die Voraussetzungen für Bundes- und Landesmittel sind die Anerkennung der Oberstdorfer Sportstätten als Bundesstützpunkte bzw. Landesleistungszentren und deren Finanzierungen über die sogenannte Trainingsstättenförderung. Mit den Bundes- und Landesmitteln, die in Oberstdorfer Sportinfrastruktur investiert wurden, bestehen Betriebs- und Vorhalteverpflichtungen über eine Zweckbindungsfrist für jeweils 25 Jahre. Für diese Jahre ist der Markt Oberstdorf verpflichtet, die Sportstätten den Athleten der Landes- und Bundeskader in den jeweiligen Disziplinen als Trainingsstätten dauerhaft betriebsbereit zur Verfügung zu stellen.
Es ist uns in den letzten Jahrzehnten gelungen, die Sportstätten nachhaltig zu betreiben und immer wieder zu modernisieren. Von der Betriebsbereitschaft des Nordic Zentrum Oberstdorf/Allgäu im Ried profitieren auch unsere Übernachtungsgäste, ebenso wie Sie als einheimische Langläufer und eine unübersehbare Zahl an langlaufbegeisterten Menschen. Gleiches gilt für viele Vereine aus der Region, die ihre Meisterschaften in Oberstdorf (gegen Gebühr) ausrichten, weil sie selbst keine oder keine ausreichend präparierbaren Strecken haben.
Was passiert, wenn Oberstdorf seine Alleinstellungsmerkmale riskiert bzw. verliert?
- Kein Austragungsort für NWMs mehr zu sein weil für die 2030er Jahre keine Bewerbung mehr erfolgt, oder keiner mehr zu sein, weil ein anderer, nationaler Konkurrent diese Rolle einnimmt, bedeuten für Oberstdorf, dass auf absehbare Zeit mindestens das 2040er, wenn nicht gar das 2050er Jahrzehnt verstreicht, bis es wieder eine reale Chance für einen Zuschlag geben wird (unter Berücksichtigung der Zyklen von Welttitelkämpfen an selben Orten).
- Andere, nationale Interessenten verfolgen die ebenso legitime Absicht, mit und über die Funktion der Ausrichtung von NWMs ihre bestehende Sportinfrastruktur entweder zu ertüchtigen, zu erweitern oder gar vollkommen neu aufzubauen. Auch solche Schneesportstandorte werden versuchen, für Investitionen eine best- und größtmögliche Förderkulisse zu deren Finanzierungen aufzubauen.
- Entstehen oder bestehen mehrere disziplingleiche Bundesstützpunkte für die nordischen Skisportarten, ist die Folge, dass künftig ein voraussichtlich geringeres Volumen an Sportfördergeldern aus den Programmen der Sportstättenförderung auf mehrere Standorte verteilt werden würden. Schon deshalb müsste Oberstdorf im Fall von Instandsetzungen oder Modernisierungen der bestehenden Sportanlagen mit deutlich weniger Fördermitteln auskommen. Über eine drohende Gefahr einer Aberkennung der Stützpunktfunktionen Oberstdorfs will ich nicht spekulieren. Allerdings ist Oberstdorf genau das bereits passiert ist.
Sie erinnern sich vielleicht:
Das Eissportzentrum Oberstdorf war seit den 1980er-Jahren Bundesleistungszentrum für Eiskunstlauf und erhielt umfangreiche Fördermittel. 2004 /2005 führten sportpolitische Umverteilungen zur Stärkung der Bundestützpunkte in den neuen Ländern unter der damaligen DEU-Führung zum Verlust des Prädikats „Bundesstützpunkt“ und zu einem schrittweisen Abbau der Förderung. Erst nach Jahren intensiver Bemühungen konnte der Status zurückgewonnen werden, jedoch mit deutlich geringeren Mitteln. Dieses Beispiel zeigt, wie schnell etablierte Standorte durch veränderte Interessenlagen gefährdet werden können.
Ein ähnliches Szenario wollen wir kein zweites Mal durchlaufen.
Liebe Oberstdorferinnen und Oberstdorfer,
Fakt ist, dass Bewährtes und von jeher Praktiziertes nicht garantiert sind.
Fakt ist, dass der DSV seine bevorstehende Entscheidung nach sorgfältiger Abwägung begründen können muss. Oberstdorf ist bereit, seine Professionalität und Erfahrung in den Ring zu werfen. Unsere Stärke darüber hinaus ist eine Weltmeisterschaft aus einem Ort heraus mit kurzen Wegen durchführen zu können. Wir verfügen über hervorragende und intakte Wettkampfstätten. Es sind weder weitere Bauten noch Eingriffe in die Natur notwendig oder geplant.
Diese Aspekte wird ein verantwortungsbewusster Skiverband wie der DSV berücksichtigen und würdigen.
Wir erfreuen uns weiterhin der großen Unterstützung unseres Landkreises Oberallgäu. Landrätin Indra Baier-Müller hat auch die Funktion der Vorsitzenden des Beirats der Besitzgesellschaft Nordische Skisport GmbH&Co.KG inne. Der Oberallgäuer Kreistag hat am 10.12.2024 den Kenntnisstand erlangt, den Sie hier lesen und seine Unterstützung zur Bewerbungsabsicht zum Ausdruck gebracht. Mit entsprechender Flankierung unserer Landtagsabgeordneten und Mitglieder der Staatsregierung wollen wir das Länderinteresse des Freistaats Bayern hinter einer erneuten WM Bewerbung bündeln, so wie dies der Freistaat Sachsen bereits für seine Interessen getan hat.
Bitte helfen Sie mit
Lassen Sie uns bitte in dieser Sache an einem Strang ziehen um sicherzustellen, dass sich der DSV auch weiterhin zu seinem bislang einzigen Partner für NWMs, Oberstdorf, bekennen kann und will.
Lassen Sie uns bitte gemeinsam alles daran setzen, dass Oberstdorfs Stützpunktfunktionen ungeschwächt und ohne weitere nationale Konkurrenz erhalten bleiben.
Lassen Sie uns bitte gemeinsam dafür kämpfen, dass wir über diesen Status Quo auch weiterhin an ausreichend Bundes- und Landesmittel aus der Trainingsstättenförderung gelangen können, um unsere Sportinfrastruktur betriebsfähig und modern auch für kommende Generationen bereitstellen zu können.
Lassen Sie uns gemeinsam für eine vierte NWM 2033 in Oberstdorf einstehen, um deren Medienpräsenz zu Marketingzwecken für Oberstdorfs Tourismus zu nutzen und um Oberstdorfs Schneesportkompetenz zu stärken. Eine Sportgroßveranstaltung weckt Begehrlichkeiten, Nachfragen und am Ende Buchungen von Übernachtungsgästen und hilft Oberstdorfs Beherbergungsbetrieben, dem Gewerbe und dem Einzelhandel Umsätze zu generieren.
Oberstdorfs Gesamtentwicklung zu der Destination, die es heute international ausmacht, hat viel mit dem nordischen Skisport zu tun, den Leistungen derer, die über Jahrzehnte hinweg immer wieder Titel und Medaillen nach Hause brachten. Der Sport in Oberstdorf hat der Bereitschaft seiner Verantwortlichen und der Bürgerschaft viel zu verdanken. Oberstdorf verdankt aber umgekehrt auch einen beträchtlichen Teil seines Renommees dem Erfolg des nordischen Skisports.
Lassen Sie uns alles unternehmen, dass diese Balance bestehen bleiben kann und Oberstdorf auch in Zukunft das „nordische Zentrum der Alpen“ (Marc Hodler. 1988) oder der „Holmenkollen der Alpen“ ((Gian Franco Kasper, 2005) bleibt!
Ich danke Ihnen und freue mich auf Ihr Mitwirken.
Klaus King
Erster Bürgermeister