Grün-weiße Lebensretter
Unscheinbar stehen sie an Ortsausgängen oder Weggabelungen mitten im Wald: Schilder mit grünem Hintergrund und weißem Aufdruck – meist vier Pfeile, die aus den Ecken auf einen Punkt oder das Piktogramm einer Personengruppe hinweisen. Darunter sind die Abkürzung für einen Landkreis und eine Nummer vermerkt. Viele Menschen wandern, joggen, radeln oder reiten täglich an ihnen vorbei, ohne sie wahrzunehmen. Dabei sind sie von großem öffentlichem Interesse. Denn die Schilder können Leben retten.
Ein Fehltritt, ein Ausrutscher, eine zu scharfe Bremsung mit dem Rad – ein Unfall in der Natur kann schnell passieren. Oft muss es anschließend schnell gehen und der Rettungsdienst wird alarmiert. Doch dann kommt die Frage auf: „Wo genau bin ich eigentlich und wie kann ich das beschreiben?“ Für solche Situationen hat der Freistaat Bayern schon in den 1990er-Jahren damit begonnen, sogenannte Rettungstreffpunkte einzurichten. Durchnummerierte Punkte, die den Rettungsdiensten bei Notfällen im unwegsamen und unübersichtlichen Gelände helfen sollen, die Verletzten zu finden. Markiert sind die Punkte durch eben jene grün-weißen Schilder.
Damit die Schilder trotz der Witterungseinflüsse, denen sie ausgesetzt sind, gut erkennbar bleiben, kontrollieren die Förster des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kempten sie regelmäßig und überkleben sie bei Bedarf mit neuen Folien. Revierförster Michael Balk erneuert heute zwei Schilder bei Waltenhofen-Oberdorf. Er hat schon Notfälle im Wald erlebt und weiß um die Bedeutung der Rettungstreffpunkte: „Wegbeschreibungen sind im Wald selbst für ortskundige Förster eine Herausforderung. Die Nummer eines Rettungstreffpunktes ist aber unmissverständlich und einfach zu übermitteln.“ So könnten die Retter schneller vor Ort sein, wenn sie den nächstliegenden Rettungspunkt genannt bekämen. Viele Notarzteinsätze im Wald passieren bei Arbeitsunfällen. Allein für 2023 meldete die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) 5.351 meldepflichtige Unfälle in der Forstwirtschaft und Jagd. Waldarbeiter kennen deshalb in der Regel den nächstliegenden Rettungstreffpunkt, um im Notfall schnell handeln zu können.
Freizeitsportler dagegen passieren auf ihren Ausflügen oft mehrere Punkte, die sie sich nicht im Vorhinein merken können. Deshalb gibt es einen digitalen Helfer: Die App „Hilfe im Wald“ zeigt bundesweit Rettungstreffpunkte auf einer Karte an, die auch für den Offline-Betrieb heruntergeladen werden kann. „Die App bietet in Kombination mit den Rettungstreffpunkten ein wichtiges Glied in der Rettungskette“, so Simon Östreicher, Bereichsleiter Forsten am AELF Kempten. Dass die Schilder weiterhin gut erkennbar und lesbar seien, sei ihm und seinen Mitarbeitern deshalb ein großes Anliegen.